Die Streikbewegung im Handel läuft – und nach Lage der Dinge wird sie noch an Fahrt aufnehmen. Denn die Arbeitgeberseite hat in den laufenden Tarifrunden im Einzelhandel sowie im Groß- und Außenhandel (GAH) bisher kein akzeptables Angebot präsentiert. Die offerierten Entgelterhöhungen in allen Bereichen würden tatsächlich eine Reallohnsenkung für die Beschäftigten bedeuten.
Gute Löhne sichern Existenz
Seit Mai streiken und demonstrieren sie deshalb landauf, landab für Entgelterhöhungen, die diesen Namen verdienen. Tausende Beschäftigte aus dem Einzelhandel und dem GAH zogen vor die Betriebe, um die Forderungen nach 6,5 Prozent mehr Lohn oder Festbeträge bei einer Laufzeit von zwölf Monaten sowie kräftige Anhebungen der Auszubildendenvergütungen zu untermauern. Nach den ersten Warnstreiks Mitte Mai erklärte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger: »Das ist ein deutliches Signal an die Arbeitgeber, dass sich die Beschäftigten mit niedrigen Angeboten, die faktisch einen Reallohnverlust bedeuten, nicht abspeisen lassen. Sie leisten jeden Tag gute und harte Arbeit und fordern existenzsichernde Einkommen, um heute, aber auch im Alter gut leben zu können«.
Ende Mai, um den Himmelfahrtstag herum, legten besonders viele Handelsbeschäftigte die Arbeit nieder – in NRW beteiligten sich mehr als 3.000 an Streiks, in Bayern rund 1.500 aus etwa 40 Unternehmen. Auch in den anderen Landesbezirken war die Teilnahme an den Arbeitskämpfen hoch.
Beschäftigten Respekt erweisen
Die Arbeitgeber haben dennoch auch in den dritten Verhandlungsrunden, wie sie etwa in Baden-Württemberg für den GAH und in NRW für den Einzelhandel bereits stattgefunden haben, kein bzw. ein nur geringfügig verbessertes Angebot präsentiert. Außerdem verweigern sie wiederum Verhandlungen über die Wiedereinführung der Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge, wie sie bis vor 20 Jahren obligatorisch war. »Ein Tarifvertrag ist ja auch ein Zeichen für Respekt und Anerkennung der Leistung«, hatte Stefanie Nutzenberger zu Beginn der Tarifrunde betont. Die Arbeitgeber müssen offenbar neu lernen, den hart arbeitenden Beschäftigten in ihren Betrieben den nötigen Respekt zu erweisen – die starke bundesweite Streikbewegung ist ein deutliches Signal an den Arbeitgeber. Gudrun Giese
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Inhalt aktuellen HANDEL (03/2019)
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