Es wird deutlich heißer im Tarifgeschäft. Für den Mai stehen die Signale jetzt auf Aktionbereitschaft, um – auch mit Hilfe von Streiks – spürbar bessere Einkommen durchsetzen zu können. Die aktive Teilnahme möglichst vieler Kolleginnen und Kollegen ist gefragt. Ihr seid ver.di: Macht mit, schließt euch zusammen, solidarisiert euch!
Die absehbare Konfrontation kündigte sich schon ab Mitte April in den ersten Verhandlungsrunden für den Groß- und Außenhandel sowie für den Einzelhandelan, wo die Arbeitgeber jeweils ohne Angebot auftauchten. »Ich halte das für eine riesige Unverschämtheit«, meint Jürgen Schulz, der direkt im Tarifgeschehen mitmischt. Er ist Betriebsratsvorsitzender bei der Elektronikkette Saturn in Bielefeld und gehört der großen Tarifkommission (TK) für den Einzelhandel in Nordrhein-Westfalen an. Dort und in weiteren Bundesländern fordert ver.di um 6,5 Prozent höhere Löhne und Gehälter, mindestens aber 163 Euro. In anderen Tarifregionen beläuft sich die Hauptforderung auf 1 Euro mehr pro Stunde. Die Ausbildungsvergütungen sollen jeweils um 100 Euro angehoben werden. Für den Einzelhandel in Sachsen/Sachsen-Anhalt/Thüringen verlangt die dortige TK eine Erhöhung um 2 Cent pro Minute, also 1,20 Euro pro Stunde. Damit soll der Wert jeder Minute besonders hervorgehoben werden, da es häufig nicht bezahlte (»graue«) Mehrarbeit im Handel gibt.
AVE heißt auch: Tarifflucht zwecklos
Die Stimmung im Handel sei kämpferisch, berichtet Jürgen Schulz aus NRW. Der Tarifausstieg von Galeria Kaufhof und real hätte daran keinen Abbruch getan. »Auch die Forderung nach allgemeinverbindlichen Tarifverträgen wird breit getragen.« Mit dem Ziel, der wachsenden Erwerbs- und Altersarmut im Handel entgegenzuwirken, fordern alle ver.di-Tarifkommissionen aus dem Einzelhandel und die meisten im Großund Außenhandel die Arbeitgeber auf, gemeinsam die Allgemeinverbindlichkeitserklärung (AVE) bei den zuständigen Ministerien zu beantragen.
Die Tarifverträge sollen damit verpflichtend für alle Unternehmen werden, Tarifflucht wäre zwecklos. Doch die Arbeitgeber sperren sich. Um die AVE zu erleichtern, haben die ver.di-Delegierten aus dem Handel bei ihrer Fachbereichskonferenz kürzlich einen Antrag an den Gewerkschaftskongress im Herbst beschlossen.
Einen Vorgeschmack auf kommende Auseinandersetzungen in den Tarifrunden 2019 gaben im April bereits die Streiks von Beschäftigten mehrerer tarifloser Unternehmen. Sie forderten in der umsatzstarken Woche vor Ostern u.a. die Anerkennung der Flächentarifverträge des Einzelhandels. Teils mehrtägige Arbeitsniederlegungen fanden in den Versandzentren von Amazon in Rheinberg, Werne, Koblenz, Graben
und Bad Hersfeld statt.
Bei Karstadt Sports waren an einem gemeinsamen Streiktag bundesweit 16 Filialen beteiligt. Größere Kundgebungen gab es Mitte April in Duisburg sowie in Dortmund, wo sich Streikende von Amazon, Karstadt Sports, Obi, Douglas, Smyths Toys, aus dem Tedi-Lager und von Porta Möbel Logistik versammelten. »Die Tarifverträge müssen wieder für alle Beschäftigten im Einzelhandel gelten «, sagte dort Silke Zimmer, ver.di-Verhandlungsführerin in NRW. Sie unterstrich, dass die Umsätze laut Handelsverband im zehnten Jahr in Folge steigen werden. Dies müsse sich auch spürbar auf die Einkommen auswirken. [...]
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