Kurz vor Beginn des Tarifjahres 2019, in dem sich wieder vieles um die Höhe der künftigen Entgelte im Handel drehen wird, sind viele Beschäftigte von real und Amazon gegen Billiglöhne und für den Flächentarifvertrag auf die Straße gegangen. Tarifsicherheit und existenzsichernde Löhne waren auch Thema bei den Betriebsversammlungen, die im November bei Karstadt, Karstadt Sports und Kaufhof stattgefunden haben, nachdem das Kartellamt den von den Eignern vereinbarten Zusammenschluss genehmigt hatte. »Für uns haben Standort- und Beschäftigungssicherung sowie die Anwendung der Flächentarifverträge hohe Priorität«, betonte dazu ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger.
Über 3.000 Streikende bei Kundgebung in Düsseldorf
Beim SB-Warenhausunternehmen real, das im Juni aus dem Tarifvertrag des Einzelhandels in einen durchschnittlich 23 Prozent niedrigeren Dumping-Tarifvertrag des DHV-Verbandes geflüchtet war, folgten am 26. November und zum Teil auch am Folgetag erneut mehrere tausend Kolleginnen und Kollegen einem Streikaufruf von ver.di. Vor der Düsseldorfer Zentrale der Metro, die erst die Tarifflucht betrieben hatte und real jetzt zum Verkauf stellt, versammelten sich mehr als 3.000 Menschen zu einer Streikkundgebung für den Flächentarifvertrag. Mit Trillerpfeifen und Sprechchören – »Wir wollen in gute Hände« und »Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut« – machten sie kämpferisch auf ihre Anliegen aufmerksam. Als prominenter Politiker war Bundesarbeitsminister Hubertus Heil gekommen, »um ein Zeichen zu setzen für Tarifbindung, gegen Tarifflucht.« Er äußerte die Absicht, die Tarifpartner im Handel insgesamt zu Gesprächen über eine Stärkung der Tarifbindung an einen Tisch zu bringen. Es müsse auch über die Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen geredet werden.
»Wir wollen unserer Geschäftsführung und unserem Vorstand zeigen, dass wir nicht in Schockstarre verfallen und dass wir, wenn wir verkauft werden, in gute Hände wollen«, sagte Werner Klockhaus, Vorsitzender des Gesamtsbetriebsrats (GBR) bei real. »Es ist ein Unding, dass die Beschäftigten in Lohnarmut gedrückt werden«, protestierte ver.di-Vorsitzender Frank Bsirske. »Was die Metro-Spitze macht, ist eine Schande.«
Solidarität von Metro-Kollegen
Ihre Solidarität mit den real-Belegschaften demonstrierten auch die GBR-Vorsitzenden Xaver Schiller von der Metro-Großhandelssparte und Thomas Dommel von der Metro Logistics Germany. Bei der Kundgebung betonte Stefanie Nutzenberger für ver.di, auch ein neuer Besitzer werde nicht an der Forderung vorbeikommen, dass der Flächentarifvertrag wieder für die Beschäftigten bei real gilt. Wichtig sei, real als Ganzes zu verkaufen: »Die Beschäftigten und ihre Familien dürfen nicht Profitinteressen eines Finanzinvestors zum Opfer fallen«. [...]
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