Wer kennt das nicht? Für viele Einzelhandelsbeschäftigte ist oft am Ende des Geldes noch jede Menge Monat übrig. Bei einer fast 50prozentigen Teilzeitquote fallen selbst die tariflichen Einkommen äußerst knapp aus. Besonders stark aber macht sich die Tarifflucht vieler Arbeitgeber bemerkbar.
Mittlerweile erhalten in einer der wichtigsten Versorgungsbranchen des Landes fast eine Million Menschen Niedriglöhne. In den neuen Bundesländern trifft das auf die Hälfte des Personals im Handel zu – horrende Zahlen, die die Bundesregierung 2019 veröffentlicht hat. Offiziell sind es im Einzelhandel 68.000 Betroffene, die ihr Arbeitseinkommen mit Hartz IV aufbessern müssen.
»20 Jahre Tarifflucht sind genug«, heißt die aktuelle Ansage von ver.di im Handel. Unter dem Slogan »Einer für Alle.« wird ab Mai eine neue Initiative für allgemeinverbindliche Branchentarifverträge gestartet. Sie knüpft an die Kampagne aus 2017 an, die in Teilen der Politik Wirkung gezeigt hat, wie auch in einer Bundesratsinitiative zur Stärkung der Tarifbindung deutlich wurde. Schließlich sind es nur noch 38 Prozent der westdeutschen und 25 Prozent der ostdeutschen Beschäftigten im Einzelhandel, die Tarifgehalt bekommen.
»Unser Ziel ist die Rückkehr zu allgemeinverbindlichen Tarifverträgen, die für alle Unternehmen im einzel und versandhandel, aber auch im Groß und außenhandel gelten«, sagt ver.di-Bundesfachgruppenleiter Orhan Akman. »Wir wollen erwerbs und altersarmut und die katastrophalen Folgen von Tarifflucht und dumping für die gesamte Gesellschaft bekämpfen.« [...]
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Inhalt aktuellen HANDEL (01/2020)
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