Mit der Kündigung unseres Zukunftstarifvertrags zum 31. Mai 2018 erteilt real dem sozialen Frieden in den Betrieben eine eiskalte Absage. Zwar müssen kurzfristig die Entgelte angehoben werden, doch letztlich geht es um Tarifflucht sowie ein Abgehen von der Standort- und Beschäftigungssicherung. Dieser Schritt gehört zu einem Paket von Maßnahmen, das der Mutterkonzern Metro geschnürt hat, um eine dauerhafte Absenkung der Entgelte in den real-Märkten durchzudrücken. Die Personalkosten sollen wettbewerbsfähig gemacht werden, heißt es. Im Klartext: Sie sollen um etwa 30 Prozent reduziert werden. Das ist Dumping pur.
real will zurück in den »Angriffsmodus«
Man müsse in den „Angriffsmodus“ zurückkehren, so real-Vizechef Gieseke zur Aufkündigung der Tarifpartnerschaft mit ver.di. Voraussichtlich noch im Juni wird die Abspaltung der SB-Warenhaus GmbH und die Überführung des Geschäftsbetriebes – einschließlich aller Beschäftigten – auf die Metro Services GmbH rechtlich wirksam. Ein solcher Beschluss des Aufsichtsrates ist noch im April mit der Mehrheit des Arbeitgeberlagers erfolgt. Einziger Zweck: real will die Bindung an die ver.di-Tarifverträge aushebeln. Und das soll so gehen: Da das „neue“ Unternehmen dem Metro-Arbeitgeberverband AHD angehört, wird dort ein Dumping-Tarifvertrag mit dem DHV angewandt. Dieser als Schein-Gewerkschaft kritisierte Verein ist für Gefälligkeitstarifverträge bekannt. Keine Überraschung: Die aktuell bei Metro Services geltenden Löhne und Gehälter liegen mehr als 24 Prozent unter Einzelhandelstarif. Es gilt die 40-Stunden-Woche, Weihnachts- und Urlaubsgeld sind deutlich niedriger und es gibt keine Spätöffnungszuschläge. Nachtarbeitszuschläge werden erst ab 22 Uhr gezahlt, nicht mehr ab 20 Uhr. Das handelte diese arbeitgebernahe Truppe schon im Dezember aus, als im Bereich des Dumping-Tarifvertrages noch niemand nach 20 Uhr arbeitete. Zeitgleich liefen da noch die Verhandlungen zwischen ver.di und real zu einer neuen Entgeltstruktur. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Armut per Tarifvertrag oder existenzsichernde Einkommen?
Wie verlogen ist es da, wenn der DHV sich jetzt von Tarifflucht distanziert und die grottenschlechte Tarifvereinbarung aufkündigt. Dieses Manöver soll helfen, das Image aufzupolieren. Doch schon jetzt ist klar: Die nächste Vereinbarung wird auch wieder nur Armut per Tarifvertrag bedeuten. Unser Anliegen hingegen sind Garantien für existenzsichernde Einkommen und Arbeitsbedingungen. Für eine Tarifbindung, die diesen Namen verdient, werden wir mit allen gewerkschaftlichen Mitteln kämpfen.
Entgeltabsenkungen können kein Ersatz sein für innovative Geschäftskonzepte. Wer Belegschaften so demotiviert, verhindert jeden Erfolg. Diese Existenzbedrohung sollte niemand einfach so hinnehmen. Jetzt ist es wichtig, entschlossen zusammenzustehen und wachsam zu sein: Der geplante Betriebsübergang erfolgt nach § 613a BGB (Bürgerliches Gesetzbuch).
Grundsätzlich gelten alle bisherigen Rechte und
Pflichten ein Jahr weiter. Das trifft bei ver.di-Mitgliedern auch für unsere Tarifverträge zu. Bei Nicht-Mitgliedern kann der »neue« Arbeitgeber allerdings sofort versuchen, über einzelvertragliche Änderungen Verschlechterungen durchzusetzen. Glaubt also nicht dem Versprechen von real, alle bisher Beschäftigten würden so gestellt als seien sie ver.di-Mitglieder. Das ist eine Garantie ohne Garantieschein.
Unser Ratschlag: Jetzt ver.di-Mitglied werden, sonst aber »Hände weg vom Kugelschreiber!« Informiert euch beim Betriebsrat, beteiligt euch an Betriebsversammlungen und anderen Treffen.
Für den Erhalt des Tarifschutzes bei real müssen wir uns gemeinsam stark machen!