Wenn H&M von seinem Konzept »zukunftsfähiges Storeportfolio« spricht, dann ist immer wieder die Rede von »Bausteinen«. Das hört ich gut an, denn dabei wird direkt an Neu- und Umbauten gedacht. Tatsächlich aber baut H&M nicht auf, sondern ab: Die vermeintlichen Bausteine sind nichts anderes als Abrissbirnen.
Durch ein »Freiwilligenprogramm« hat H&M nach eigenen Angaben im ersten Halbjahr rund 600 Arbeitsplätze abgebaut, also Existenzgrundlagen vernichtet. Betroffen davon sind insbesondere Mütter und schwer behinderte Menschen. Das Management ist mit dem Ergebnis zufrieden, denn dadurch konnten »die notwendigen Ziele zur Anpassung unserer Vertragsstunden« erreicht werden, wie zu hören war. Tatsächlich ging es um den Abbau von festgelegten Arbeitszeiten, auf die Erziehende und Kranke angewiesen sind.
Ganz oben auf der Sparliste von H&M steht im zweiten Halbjahr die flexible Anpassung von Arbeitszeiten und von Urlaub an die Kundenwünsche. Was soll eingespart werden? Arbeitszeiten, an denen die vom Unternehmen angestrebten Takte (Umsatz je eingesetzte Stunde) nicht erzielt werden. Also höheres Tempo mit weniger Personal auf der Fläche. Und Urlaub gibt es zur Erholung nur dann, wenn es diese Taktzahlen zulassen.
Die Auswirkungen von Personalabbau und Flexibilisierung machen sich schnell bemerkbar: Überall steigen die Belastungen. Der permanente Stress kann nach der Arbeit nicht einfach in der Filiale verbleiben, sondern wird oft nach Hause mitgenommen, wo er das Privatleben beeinträchtigt. Der Abriss wird mit der eigenen Gesundheit bezahlt.
Wo der Personalabbau nicht durch Flexibilisierung aufgefangen werden kann, sollen Student*innen zum Einsatz kommen: Allerdings nicht mit einem Arbeitsvertrag von H&M. Diese Student*innen sind zukünftig bei einer Leiharbeitsfirma eingestellt. Über ein Online-Portal des Verleihers will H&M »Bedarfe« anmelden und Zeitarbeit »bestellen«. So wird der Mensch vollends zur Ware und schließlich zum »Sonderangebot«.
Eine solche Digitalisierung von H&M wollen wir nicht. Deshalb wurde das Unternehmen letztmalig aufgefordert, unverzüglich in Verhandlungen über den Abschluss eines Digitalisierungstarifvertrages mit den bereits am 6. Mai übermittelten Eckpunkten einzutreten. Diese Eckpunkte haben wir über einen ver.di-Flyer öffentlich gemacht.
Das Unternehmen hat auf die von uns gesetzte Frist bis zum 17. November 2021 nicht reagiert. Deshalb wird es rund um die Schnäppchen-Tage "Black Friday" und "Cyber Monday" nicht nur Verkaufsaktionen geben.
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