H&M

Digitalisierung nicht ohne uns!

H&M-Beschäftigte streiken für Schutz durch Tarifverträge
30.11.2021
Streikende H&M-Beschäftigte am 26. November 2021 in Heilbronn


In mehreren Städten Nordrhein-Westfalens und Bayerns haben am heutigen Dienstag Beschäftigte der Modehandelskette Hennes & Mauritz (H&M) die Arbeit niedergelegt. Sie folgten damit ihren Kolleginnen und Kollegen aus Niedersachsen und Bremen, die bereits am vergangenen Freitag, dem „Black Friday“, in den Streik getreten waren. Sie setzen damit ein Zeichen für ihre Forderungen nach einem Digitalisierungstarifvertrag.

„Die Beschäftigten wollen in Zukunftskonzepte eingebunden werden. Sie wollen beteiligt werden an dem Umgang mit den Auswirkungen von Digitalisierung und an der Gestaltung gesundheitsförderlicher Arbeit“, sagt Sabine Gatz, ver.di-Landesfachbereichsleiterin Handel in Niedersachsen und Bremen. „Stattdessen erleben wir, wie das Unternehmen versucht die Stammbelegschaften aus den Häusern zu drängen. Aber: Menschen gibt es nicht als Sonderangebot. Wir brauchen gute Arbeit mit Zukunft bei H&M.“

„Filialschließungen und Personalabbau kennzeichneten schon bisher die massive Umstrukturierung bei H&M mit erheblichen negativen Auswirkungen auf die Beschäftigten. Im Ergebnis wurden in den letzten vier Jahren bereits über 5.000 Arbeitsplätze abgebaut“, erklärte Jaana Hampel, ver.di-Streikleiterin in Erlangen. „Durch sogenannte Freiwilligenprogramme, weitere Flexibilisierung der Arbeitszeiten, Verschlechterung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie weitere Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse wurde ein ungeheurer Druck auf die Beschäftigten aufgebaut“, ergänzt Manuela Karn, die für ver.di die Streiks im Allgäu leitet.

„Als Begründung für die permanente Unterbesetzung und die einseitige Flexibilisierung sowie den massiven Personalabbau nennt H&M den Onlinehandel und die Digitalisierung des eigenen Geschäfts. Deshalb braucht es nun dringend tarifliche Schutzregelungen für die Beschäftigten“, begründet Paul Lehmann in Bamberg die Aktionen. „Es braucht umfassenden Gesundheitsschutz, Schutz der Einkommen, Qualifizierungsangebote, Schutz vor gefährlicher Überlastung und gesundheitsförderliches Führen, damit die Zukunft von H&M nicht gänzlich zu Lasten der Existenz und Gesundheit der Beschäftigten geht“, fordert auch Peter König in Würzburg.

Die Schließung der Häuser und Filialen in der Pandemie hat auch bei H&M dazu geführt, dass die Umstellung von Arbeitsprozessen auf digitale Methoden in rasantem Tempo vorangeschritten ist. „Umstrukturierungsmaßnahmen sind für uns nicht das Problem, aber es bedarf Mindeststandards bei der Einführung und Umsetzung von digitalen Arbeitsprozessen. Das muss mit den Beschäftigten laufen und nicht gegen sie. Deshalb fordern wir die Unternehmensleitungen auf, mit uns gemeinsam am Verhandlungstisch zu Lösungen für die Beschäftigten zu kommen“, unterstreicht Silke Zimmer, ver.di-Verhandlungsführerin in Nordrhein-Westfalen.

„Tarifverträge schützen die Beschäftigten überall dort wo Gesetze versagen. Deshalb ist der Kampf der Beschäftigten gerade bei großen multinationalen Konzernen so wichtig“, unterstreicht Sylwia Lech, ver.di-Streikleiterin in Augsburg.

 

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